„Das sind alles Theoretiker“

by Tobias Huber

Die Vorschläge des Handballverbands zum Trainingsablauf finden nicht überall Zustimmung

VON BERND HEINZINGER

Landkreis – In Zeiten der Corona-Krise hat der Deutsche Handballbund einen Acht-Stufen-Plan für den Wiedereinstieg ins Training erstellt. Vor kurzem startete die dritte Stufe – dabei ist Kleingruppentraining im Freien möglich, mit maximal fünf Personen inklusive Trainer. Allerdings bleibt das Passen des Balles untersagt, das Training muss absolut kontaktlos vonstatten gehen. Dazu gibt es weitere Empfehlungen, wie etwa das Tragen von Mund-Nasen-Schutzmasken.

Die Vertreter der Handballvereine im Landkreis reagierten darauf mit gemischten Gefühlen. Peter Mesiarik, Trainer der Altenerdinger Landesligamänner, meinte: „Das sind alles Theoretiker, die das entschieden haben.“ Mit Handball habe es nicht viel zu tun, wenn man nicht einmal den Ball passen dürfe. Generell würde die Truppe im Freien derzeit nicht viel machen, die erlaubten Kleingruppeneinheiten sind nicht geplant.

Mesiarik hofft, dass es bald wieder besser wird, normales Training möglich sein wird: „Spätestens im August muss es so weit sein, sonst wird es schwierig mit dem Saisonbeginn am 1. Oktober.“ Denn nach mehreren Monaten ohne Ball würde sich die Verletzungsgefahr bei den Spielern deutlich erhöhen: „Das Gefühl ist einfach weg.“

Die Maßnahmen für richtig hält SpVgg-Frauentrainer Michael Zartner: „Wir betreiben Freizeitsport, da müssen die Kontakte so weit wie möglich eingeschränkt werden.“ Jetzt im Mai sei sowieso kein Balltraining geplant gewesen: „Die Frauen sollen sich individuell fit halten.“ Falls die Stufe drei aber länger andauern sollte – Stufe vier wäre Kleingruppentraining in der Halle, weiter ohne Passen des Balles –, dann könnte es jedoch zu Problemen kommen. Auch wenn es zu weiteren Lockerungen kommt, will Zartner die Frauen nicht zum Training überreden: „Jede soll selbst entscheiden. Da gibt es bei uns keinen Gruppenzwang.“

Gerhard Mühlenbeck, Abteilungsleiter beim TSV Taufkirchen, meint: „Das kann man vergessen.“ Die Vorgaben sei nicht praktikabel. „Der Handballsport lebt davon, dass Tore geworfen werden. Ohne Pässe oder Würfe ist das nicht möglich.“ Man könne den Spielern lediglich sagen, dass sie Kondition bolzen sollen. Kleingruppen wird es beim TSV nicht geben: „Der Vorstand des Gesamtvereins hat gesagt, dass der Sportbetrieb noch ruhen soll,“ betont Mühlenbeck. Er kritisiert auch die vorgegebene Dokumentation der Trainingsteilnehmer: „Das ist organisatorisch ein zu hoher Aufwand.“ Beim TSV hofft man, dass es spätestens Mitte August mit den Übungseinheiten weitergeht.

Die Regelungen als guten Anhaltspunkt empfindet Beate Peis, Handballabteilungsleiterin des TSV Wartenberg: „Wir befinden uns einfach in einer schweren Situation, die Gesundheit geht vor.“ Auch in Wartenberg ist Kleingruppentraining aktuell nicht geplant. Generell müsse vor dem Re-Start alles mit dem Gesamtverein abgesprochen werden. Peis: „Vielleicht können wir bald auf dem Sportgelände und im Außenbereich der Turnhalle etwas machen.“ Vor allem die Kinder würden schon warten – diese hätten übrigens allesamt vor der Krise einen Ball geschenkt bekommen: „Den können sie aber leider derzeit nur in die Luft werfen,“ so Peis.

Den gesamten Stufenplan gibt es unter dhb.de/returntoplay als PDF zum Download.

(Original-Bericht erschienen im Erdinger / Dorfener Anzeiger am 15.05.2020)