Die besondere Bezirksliga-Rückkehr

by Tobias Huber

Taufkirchens Männer schaffen nach 20 Jahren wieder den Aufstieg

VON OLAF HEID

Taufkirchen – Es hat extrem lange gedauert. 20 Jahre, um genau zu sein. Zwei Jahrzehnte lang hatten sich die Taufkirchener Handballer vergeblich bemüht, die Bezirksklasse wieder einmal nach oben hin zu verlassen. Heuer gelang es endlich – die TSV-Männer kehren unter besonderen Umständen in die Bezirksliga zurück.

Der Saisonabbruch durch die Corona-Pandemie schmälert den Erfolg aber keineswegs. Die Vilstaler um Spielertrainer Maximilian Josef führten die Bezirksklasse Ost mit zwei Punkten Vorsprung an und wurden nach der Quotientenregelung souverän und verdient als Meister gewertet.

Das meint auch der überragende Torjäger des TSV, Dion Heydemann (157 Treffer/16 Spiele): „Das sieht man an der Tordifferenz (+142) und der Statistik mit der besten Abwehr und den besten Torhütern der Liga (Anm. d. Red: Florian Lehner, Gottfried Sperr). Wir haben eine gute Saison gespielt. Die Mannschaft und ich freuen uns auf jeden Fall darüber, dass wir es geschafft haben.“

An der Vils wollte niemand mehr als eine Art „Vizekusen“ (in Anspielung auf Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen, der bisher nie besser als Zweiter abschloss) enden. Etliche Male waren die Taufkirchener schon knapp gescheitert – in der Relegation oder als Zweiter. Besonders bitter blieb die Saison 2017/18 in Erinnerung, als dem TSV als Tabellendrittem punktgleich mit Meister und Vize ein einziges Tor im direkten Dreiervergleich zum Aufstieg fehlte.

Kein Wunder also, dass Heydemann betonte: „Es war wichtig für uns, nach den vielen knappen Versuchen zuvor. Wir hätten aber tatsächlich noch richtig Bock auf das Entscheidungsspiel gegen Rottenburg gehabt.“ Das wäre vermutlich das „Finale“ – ähnlich wie vor zwei Jahren – gewesen. War es nun aber nicht. Es bleibt für alle Vilstaler dennoch eine besondere Saison, die nicht nur die „Dosenöffner-Siege“ bei den direkten Kontrahenten in Burgkirchen (28:26) und Rottenburg (27:25) beinhaltete, sondern auch einen X:0-Wertungssieg gegen Dingolfing. Und dazu, so Heydemann, „dass wir außer Andi Rej in der Hinrunde weitestgehend verletzungsfrei waren“.

In der Rückrunde musste auch Rückraumspieler Thomas Anhoffer („das Zuschauen war die Hölle, weil ich nicht helfen konnte“) einige Male verletzt passen. Doch er ist sehr stolz auf das Geleistete und die Einstellung und Moral aller Spieler: „Sie haben echt Herz gezeigt.“ Zudem war es „von uns allen ein Traum, mal weiter oben mitzuspielen und wenigstens einmal mit der Mannschaft Meister zu werden und aufzusteigen, was wir jetzt allerdings leider nicht gebührend feiern konnten.“ Doch das wird sicherlich und sobald möglich nachgeholt.

Das Meisterteam von 1999/2000
Quelle: Erdinger/Dorfener Anzeiger

Trotz zwei Jahrzehnten Unterschieds lief auch die Meisterschaft 1999/2000 unter besonderen Umständen ab. Der damalige Trainer Roland Stelzer (heute bei der SpVgg Altenerding) erinnert sich noch gerne daran: „Ich hatte ja unseren Aufstieg vor dem letztem Spiel schon bestätigt bekommen und es der Mannschaft nicht mitgeteilt. Das hatte was.“ Denn der TSV hatte seinerzeit eigentlich die Titelchance durch eine 19:24-Pleite im entscheidenden „Endspiel“ gegen den VfL Waldkraiburg 2 aus den Händen gegeben, aber wegen drei unerlaubt eingesetzter Landesliga-Spieler des VfL erfolgreich Protest eingelegt. Damit sich Stelzers Mannen auch zum Abschluss gegen den TV Eggenfelden 2 (20:11) ins Zeug legen, winkte er erst Mitte der zweiten Halbzeit mit dem Schreiben des Handballverbands, das den Aufstieg bedeutete.

Stelzer denkt gerne an die Zeit zurück und will sie keinesfalls missen: „Es war damals schon eine super Truppe, mit teilweise 18 einsetzbaren Spielern. Es hat auch keiner gemuckt, dass er von der Tribüne aus dabei war. Es durften damals nur zwölf Mann auf dem Spielberichtsbogen stehen“ (heute 14).

Dass nach 20 Jahren die TSV-Männer jetzt zum zweiten Mal aufsteigen, freut den Ex-Coach zudem: „ Ich habe die Spiele immer im Auge gehabt. Leider konnte ich nicht öfter in Taufkirchen sein, da wir fast gleichzeitig gespielt haben. Aber Maxi Josef hat ein tolles Team geformt und ist ja schon zweimal knapp gescheitert.“ Auch hatte Stelzer etliche der älteren Spieler noch als Jugendtrainer an der Vils unter seinen Fittichen. „Die Huber Brüder, der Trainer, Patrick Mühlenbeck und den einen oder anderen.“

Damals stieg der TSV in der darauffolgenden Saison sofort wieder ab. Das wollen die Nachfolger in der kommenden Runde unbedingt verhindern. Auch das wäre wieder etwas Besonderes.

„Ich konnte keine Sekunde ruhig sitzen bei den knappen Spielen und habe einige Zuschauer schon lachend sagen hören, dass ich am Rand mehr Kilometer gemacht habe, als die Spieler auf dem Feld.“

Thomas Anhoffer, in der Rückrunde verletzter Spieler der Taufkirchener Handballer, zu seiner Zuschauerrolle auf der Tribüne.

(Original-Bericht erschienen im Erdinger / Dorfener Anzeiger am 16.06.2020)